Sustainable Finance wird auch für den Mittelstand immer wichtiger
Sustainable Finance ist in der Finanzcommunity zu einem Top-Thema geworden. Nicht zuletzt die privaten Banken engagieren sich schon seit mehreren Jahren in diesem Bereich: Mit umfassenden Leitlinien und Rahmenwerken stellen sie dabei sicher, dass international praktizierte und anerkannte Standards zu Umwelt- und Sozialbelangen berücksichtigt werden. Konsequenterweise ist das Thema aber auch bei Zentralbanken und Aufsichtsbehörden verstärkt in den Fokus geraten. Die zentrale Frage in Zeiten des globalen Temperaturanstiegs lautet: Wie umgehen mit Klimarisiken und mit Krediten, die für emissionsmindernde Technologien vergeben werden? Die European Banking Authority (EBA) wurde im Rahmen des in diesem Jahr beschlossenen EU-Bankenpakets mit der Untersuchung beauftragt, wie ESG-Risiken – also Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – in das institutsinterne Risikomanagement und den aufsichtsrechtlichen Überprüfungsprozess (SREP) implementiert werden können. Bis spätestens 2025 will sie hierzu einen Abschlussbericht erarbeitet haben. Die BaFin hat den Ball ebenso aufgegriffen und entwickelt ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken.
Tiefgreifender Transformationsprozess
Was bedeutet dies konkret für mittelständische Unternehmen? Die deutschen Klimaschutzziele erfordern einen tiefgreifenden Transformationsprozess, bei dem der deutsche Mittelstand eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Wichtig dabei: Die einzelnen Nachhaltigkeitsaspekte müssen in allen Wirtschaftssektoren und von allen Unternehmen – ob groß oder klein – in den Kernbereichen ihrer Wertschöpfungsketten verankert werden, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen. Neben dem Klima- und Umweltschutz kommt auch sozialen Faktoren (Beachtung der Einhaltung der Menschenrechte in Lieferketten) sowie Governance-Fragen (Nachhaltigkeitsmanagement durch die Geschäftsführung) eine wachsende Bedeutung zu.
Als Ergebnis der anstehenden Sustainable-Finance-Regulierung werden die Banken diese nichtfinanziellen Aspekte in ihr Risikomanagement übernehmen müssen. Hierunter fallen Geschäfte, Produkte und Kundenbeziehungen, bei denen Klima-, Umwelt- und Sozialgesichtspunkte eine besondere Rolle spielen – beispielsweise dort, wo Projekte zu einer erhöhten Schadstoffbelastung von Luft, Wasser und Böden führen oder mit dem Übernutzen natürlicher Ressourcen verbunden sein können. Damit steigen auch die Anforderungen an die Unternehmensberichterstattung. Denn letztlich sind es die realwirtschaftlichen Unternehmen selbst, die der Finanzwirtschaft die relevanten Informationen über die Einhaltung der Nachhaltigkeitsanforderungen bereitstellen müssen, wenn diese in die Bewertung des Investitionsvorhabens einfließen sollen. Auf diese Herausforderung muss sich der Mittelstand rechtzeitig einstellen.